Wenn der Fotograf Klaus Ender am 2. April 2009 seinen siebzigsten Geburtstag feiert, dann steht er wahrscheinlich mitten in den Vorbereitungen zu zwei Ausstellungen, mit denen er zu diesem Tag geehrt wird. „Akt & Landschaft“ heißt eine Schau seiner Aktfotografien im Schloss Wernigerode, die am 23. April eröffnet wird. Den gleichen Titel hatte auch eine legendäre Ausstellung, die er 1975 initiierte. Heute gilt die Aktfotografie als eine der wenigen eigenständigen künstlerischen Entwicklungslinien in der Kunst der DDR. Klaus Ender hat dazu beigetragen, sie in der DDR salonfähig zu machen – über 100.000 Besucher haben die Wanderausstellung damals gesehen. Es war aber vor allem die künstlerische Haltung des Autodidakten, die stilprägend für nachfolgende Generationen wurde. „Natürlichkeit“ war seine Maxime, und so entstanden Aktfotografien jenseits jeder Pose, ohne Voyeurismus und von eigener poetischer Schönheit. Noch bis 1981 hat er in der DDR gearbeitet – der Akt und die Landschaft waren die einzigen Motive, mit denen es möglich war, den sozialistischen Themen zu entfliehen. Doch dann konnte er es nicht mehr ertragen, als Landschaftsfotograf die Welt nicht sehen zu können, und siedelte nach Österreich über. Seine zweite Geburtstagsausstellung mit Landschaftsfotografien beginnt schon am 11. April unter dem Titel „Jenseits der Hast“ im Bürgerpark Wernigerode. Wie die Aktfotografien sind auch diese Aufnahmen eine Hommage an die Natur. Das Werk des Autodidakten, der heute internationales Ansehen genießt, wurde in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen geehrt. Das „Magazin“, für das Ender selbst zehn Jahre lang gearbeitet hat, widmete ihm 2007 einen Beitrag, ebenso das Fachmagazin „Leica International“. 1981 blickte der Fotograf auf eine erfolgreiche Karriere im Osten zurück – musste jedoch im Westen ganz neu anfangen. Seitdem hat er nicht nur fast die ganze Welt von der Antarktis bis zu den Galapagos-Inseln bereist und fotografiert, sondern auch 140 Bücher illustriert, davon acht Bildbände mit eigenen Gedichten und Aphorismen. Zwei Gedichtbände mit Fotografien sind soeben erschienen: „Von Zeit zu Zeit“ und „Das kleine Glück“. Seit 2002 verknüpft er eigene Texte – Gedichte, Aphorismen und Haikus – mit sensiblen Landschaftsfotografien oder Detailstudien. Damals lebte er schon wieder auf der Insel Rügen, wo er 1966 auch seine Laufbahn als freischaffender Akt- und Landschaftsfotograf begonnen hatte. 1996 war er mit seiner Frau nach Rügen zurückgekehrt. Die 25 Jahre jüngere Gabriela war nicht nur sein wichtigstes Modell, sondern begleitet ihn bis heute bei der Bearbeitung der zahlreichen Bildanfragen aus aller Welt und der Herausgabe der Bücher. Klaus Ender ist seinen Leitlinien treu geblieben – die Natur in all ihren Erscheinungsformen und auch jenseits des Spektakulären zu ehren, die kleinen Dinge nicht zu übersehen und in der Hektik des Alltags Raum für besinnliche Momente mit stimmungsvollen Bildernzu kreieren. Wer davon etwas genießen möchte, kann sich in die Bücher vertiefen, die wie kleine Meditationen des „feinfühligen Ästheten“ Klaus Ender den Alltag bereichern.
Die weise Poesie der Natürlichkeit
3. April 2009